3. Preis beim OÖ Handwerkspreis

Für ein ganz besonderes Renovierungsprojekt wurde ich mit dem 3. Platz des OÖ Handwerkspreises ausgezeichnet: der stilvolle Ausbau eines Bauernhofs mit einer einzigartigen Sgraffito-Fassade.

Diese historische Putztechnik, erstmals in der Renaissance eingesetzt, bringt ornamentale und geometrische Muster zum Vorschein, indem mehrere Lagen farbigen Putzes aufgetragen und kunstvoll freigekratzt werden.

 

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Bauernhof renoviert und mit einer Sgraffito-Fassade in seinem optischen Erscheinungsbild aufgewertet.

Bei der Sgraffito-Technik handelt es sich um eine historische Putztechnik, die erstmals in der Renaissance zur Dekoration von Fassaden eingesetzt wurde. Hierfür werden mehrere Lagen mit Pigmenten eingefärbten Putz auf eine Wandfläche aufgetragen, die meist mit weißem Kalkanstrich übermalt werden. Mit speziellen Kratzhandwerkzeugen werden im Anschluss in den noch nicht gehärteten Putz ornamentale und geometrische Muster bzw. Malereien eingeritzt, sodass der darunterliegende eingefärbte Putz sichtbar wird und dreidimensionale Fresken entstehen.

Für die Gestaltung einer Sgraffito-Fassade ist eine umfangreiche und präzise Vorarbeit erforderlich. Zum einen muss der Untergrund der Fassade bereits entsprechend vorbereitet werden (Vorverputz und Grundierung). Des Weiteren müssen maßgerechte Pausen der Ornamente individuell für die Fassade gezeichnet und angefertigt werden. Hierbei ist es wichtig auf historische und regionale Darstellungen Rücksicht zu nehmen, sodass die Sgraffito-Fassade mit dem örtlichen Gesamtbild harmoniert.

In dem vorliegenden Projekt habe ich, nach Absprache mit den Eigentürmern des Bauernhofs sowie nach intensiver Recherche zur regionalen Geschichte des Objektes (innerhalb des Ortes und der Region Mühlviertel) Pausen für Sgraffito-Elemente entworfen. Dies unterstreicht bereits das dafür notwendige extrem hohe Maß an Kreativität und künstlerischem als auch handwerklichem Talent. Die entworfenen Sgraffito-Elemente enthalten unter anderem individuelle Muster als Faschen um Fenster und Türen, Säulenelemente, ein fortlaufendes Ornament unter der Dachschupfe, eine des Heiligen Florian, eine lateinische Inschrift für den Haussegen und Namen der Hauseigentümer etc., welche an insgesamt drei Seiten des Hauptgebäudes angebracht wurden. Unterstützt wurde ich durch Mithilfe von befreundeten Malerkolleg*innen und den Hauseigentümern. Das Projekt wurde im Sommer 2023 begonnen. Aufgrund eines Arbeitsunfalls verzögerte sich die Fertigstellung der Fassade auf Sommer 2024.

Wie aus den beiliegenden Fotos ersichtlich ist, war der Zustand der Fassade sehr dürftig, das Gebäude in seinem Erscheinungsbild einfach und durch die fortgeschrittene Verwitterung nahezu hässlich. Durch die Renovierung und v.a. durch die einzigartige und außergewöhnliche Sgraffito-Fassade wurde der Bauernhof in seiner Erscheinung massiv aufgewertet. Dies ist für das ansonsten baulich eher einfache Gebäude von enormem Wert und steiget die Ästhetik des Gebäudes selbst, als auch die des gesamten Ortsbildes.

Die Sgraffito-Technik, als eine von der UNESCO geschützte Handwerkstechnik, wird nur von wenigen Maler*innen in Österreich beherrscht und vorwiegend in der Renovierung von bereits bestehenden Sgraffito-Fassaden eingesetzt. Durch diese neu-gestaltete Sgraffito-Fassade konnte Malermeisterin Alexandra Vierlinger zeigen, dass klassische und traditionelle Handwerkstechniken unter Einhaltung von hohen Qualitätsstandards und handwerklicher Präzession auch in innovativen und zeitgemäßen Projekten genutzt werden können. Ein weiteres wichtiges Kriterium, das hier hervorgehoben werden soll, ist die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien. Die in der Sgraffito-Technik ursprünglich verwendeten Materialen sind allesamt umweltverträglich und sogar für die Bausubstanz vorteilhaft. Als Beispiel sei hier der positive Effekt von Kalkanstrichen genannt, der aufgrund seiner basischen Beschaffenheit das Mauerwerk unter anderem vor unerwünschtem Schimmel schützt. Des Weiteren werden üblicherweise naturbelassene Pigmente zum Färben des Putzes verwendet, welcher ebenfalls frei von synthetischen Binde- und Lösungsmitteln ist. Ich legte in diesem Projekt im Speziellen großen Wert auf die Verwendung von ebendiesen Materialen. Ebenfalls wurde ausschließlich selbst-gebrannter Löschkalk (Calciumhydroxid) für Kalkanstriche verwendet, welcher im eigenen Betrieb aus österreichischem Kalkstein gemacht wird. Mit Ausnahme von einigen Pigmenten, die aus Italien importiert wurden, wurden alle weiteren Materialen (v.a. für Putz) von regionalen Anbietern verwendet.

Dieses einzigartige Projekt ist somit ein zukunftsweisendes Vorzeigebeispiel in dem eine traditionelle Handwerkstechnik unter Einhaltung von hohen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards in zeitgemäßer Gebäuderenovierung eingesetzt wurde um das Objekt selbst als auch das gesamte Ortsbild enorm aufzuwerten.